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Sind Designer die besseren Menschen?

Stefanie Püschel
Stefanie Püschel Aktualisiert am 4. Nov. 2024
SIND DESIGNER DIE BESSEREN MENSCHEN?

Ich habe nachgefragt! Ein Interview mit Mathias Mages – Web Designer, Quoten-Tiroler und Supermodel bei MASSIVE ART. Unser Mann mit Bart spricht über die kleinen Tücken des Arbeitsalltags, Inspirationsflashs und wie man aus einem Mini (k)einen Ferrari macht.

Gib uns einen kurzen Einblick: Wie bist du zum Design gekommen?

Ich war schon immer recht visuell eingestellt und habe selbst einmal gezeichnet. Gestaltung war also stets ein Thema. Es mag zwar banal klingen, aber im Prinzip wollte ich nie etwas anderes machen. Aus Mangel an Gelegenheiten habe ich dann zuerst eine Lehre als Elektromechaniker abgeschlossen. Es folgte die Abendschule mit Fachbereich Medieninformatik, ein Intermedia Studium an der FH Vorarlberg und ein Praktikum bei MASSIVE ART.

Das war vor drei Jahren. Was hat dich gerade am Web Design fasziniert?

Der interaktive Bereich ist für mich besonders spannend. Hier hast du ganz andere Möglichkeiten, als in der klassischen Gestaltung. Ein schönes Magazin ist eine feine Sache, man legt es aber auch schnell wieder aus der Hand. Mir gefällt es, dass es im Internet nicht nur um schöne Formen geht. Man kann damit interagieren. Die Entwicklung im Web ist rasant. Mittlerweile kannst du selbst die Glühbirne in deinem Kühlschrank über das Internet steuern. Und da sind wir dann wieder bei der Elektromechanik.

Als Web Designer bist du hauptsächlich virtuell unterwegs. Ist da der Arbeitsplatz noch wichtig für die Kreativität?

Im Prinzip ja. Jedoch kann ein kreativer Arbeitsplatz sehr unterschiedlich aussehen. Einerseits hat sich die Ideenfindung stark auf's Interaktive verlagert – zum Beispiel nutze ich gerne Pinterest als digitales Moodboard zur Inspiration. Andererseits ist es natürlich so, dass Bücher, Poster und Offline-Moodboards spontan und durchgängig inspirieren. Das kann das Web nicht ersetzen. Doch ob kreatives Chaos oder sterile Umgebung, entscheidend ist die Freude an der Arbeit, erst dann ist man auch kreativ. Albert Einstein hat da einmal etwas passendes gesagt: "Creativity is intelligence having fun".

Und auf welche drei Dinge kannst du beim Spass haben nicht verzichten?

iMac, Smartphone und Tablet.

Schaut ganz so aus, als sind die Zeiten von Papier und Bleistift vorbei. Machst du denn noch Zeichnungen von Hand?

Ja, ab und zu. Aber ich führe kein Skizzenbuch. Für grobe Einteilungen und um den Content zu strukturieren mache ich gerne eine Zeichnung, das war es dann aber auch schon. Papier und Bleistift gehören nun wirklich nicht zu meinem täglichen Arbeitswerkzeug.

Welcher Teil im Design-Prozess frustriert dich am meisten?

Wenn man das eigentliche Problem nicht angehen kann. Das heißt, wenn sich der Kunde am Ende ein Ergebnis vorstellt, dass mit seiner inhaltlichen Struktur nicht vereinbar ist. Das ist frustrierend - für beide Seiten. In meiner Arbeit geht es nicht um schönes Anmalen, sondern darum, Fragen zu stellen: Was ist wichtig, was ist unwichtig, wie bringe ich die Message am besten rüber. Und nicht, das ist der Text, bring das mal schön in Form. Aufgrund der internen Prozesse großer Unternehmen fällt es vielen Kunden schwer ihren Content einzugrenzen. Damit überfordern sie aber den Nutzer. Vielen ist das nicht bewusst.

Es ist also nicht direkt der Design-Prozess, sondern das Verständnis von Web Design an sich?

Genau. Und für das Medium Internet. Denn mit einmal Website befüllen ist es nicht getan. Die Inhalte müssen kontinuierlich aufgefrischt werden. Nur so profitiert man von der Dynamik des Webs. Zudem stelle ich immer wieder fest, dass sich Unternehmen die Stolpersteine gerne selbst in den Weg legen. Häufig mit einer festgesetzten Struktur - und das schon vor dem ersten Briefing. Dabei ist das Aufgabe der Gestaltung. Ein paar abgerundete Ecken und eine rote Lackierung machen aus einem Mini auch keinen Ferrari. Umso schöner ist es dann, wenn der Kunde Vertrauen fast und man gemeinsam die beste Lösung findet.

MASSIVE ART Blog - Interview mit Mathias
MASSIVE ART Blog - Interview mit Mathias

Und welcher Teil gefällt dir am Besten?

Der Entstehungsprozess. Auf einem weißen Blatt Papier anzufangen ist großartig: Alles ist möglich. Besonders spannend ist aber auch die Enwicklung eines Logos – eine Identität zu schaffen und dem Produkt eine Berechtigung im Leben und im Web zu geben. 

Ist dir in deiner Arbeit der Austausch mit anderen Designern wichtig?

Ja, auf jedenfall. Ob intern oder extern auf internationalen Veranstaltungen – es ist immer wieder spannend zu sehen, wie andere Designer gewisse Probleme lösen und welche Herangehensweisen sie haben. Das inspiriert.

Im Arbeitsalltag ist dieser intensive Austausch ja nicht immer möglich. Wo findest du dann Inspiration?

Das ist ganz unterschiedlich. Muss es einmal schnell gehen, sind Website Galleries eine gute Möglichkeit. Das Thema Typographie wird im Web noch etwas stiefmütterlich behandelt. Inspiration findet man da verstärkt im Grafikdesign. Konzeptuelle Ideen wiederum können überall entstehen, sei es bei einem Spaziergang in der Stadt oder beim Ski fahren. Natürlich hilft es auch immer sich das Produkt vor Ort anzusehen – zum Beispiel wenn es um ein Museum geht.

Wie definierst du gutes Web Design?

Man sagt zwar Design ist Geschmackssache, doch das stimmt so nicht. Gerade bei der Typographie gibt es klare Kriterien. Kontraste, Hierarchie und Weißraum lassen deutlich erkennen, ob ein Profi am Werk war oder eben nicht. Für mich persönlich ist gutes Design dann interessant, wenn es reduziert ist und Tiefe hat.

Was ist der Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Designer?

Mut. Den Mut, Dinge anders zu machen, als der Mainstream Designer. Und mutig zu sein, diese unkonventionellen Lösungen beim Auftraggeber durchzusetzen. Das ist der Unterschied. Natürlich sollte dann auch das Handwerk stimmen, um die guten Ideen umzusetzen. In der Summe der Disziplinen muss man dementsprechen besser sein als die Konkurenz.

Gibt es da jemanden, der dich besonders inspiriert?

Jack White. Der hat zwar gestalterisch nicht viel zu sagen, aber ich mag seine Musik und seine Art, Dinge anzupacken. Er hat eine Vision und setzt sie durch. Das gefällt mir. Interaktiv inspirieren mich die Leute von Teehan+Lax – von ihnen stammt zum Beispiel die Plattform Medium. Und ein super Gesamtpaket hat Squarespace.

Verrate uns noch deine Medientipps - Websites, Blogs, Bücher.

awwwards.com ist zum Beispiel eine ziemlich gute Quelle, um zu sehen welche Websites und Technologien momentan angesagt sind. Zudem lohnt es sich einen Blick auf ihren Blog zu werfen. Gute Website Galleries gibt es viele – irgendwann wiederholen sie sich aber. Allgemein empfehle ich:

Und natürlich alistapart.com. Ethan Marcotte gilt als Begründer des Responsive Designs. Er hat schon sehr früh über das Thema geschrieben und auch ein Buch dazu veröffentlich – das kann man sich mal anschauen. Einen guten Blog hat auch Oliver Reichenstein von den Information Architects. Er schreibt sehr detailliert.

Und zu guter Letzt: Sind Designer nun die besseren Menschen?

Natürlich! Was für eine Frage.

Stefanie Püschel
Stefanie Püschel
Content-Strategin