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Lassen Sie das Fenster zu!

Bernd Hepberger
Bernd Hepberger Aktualisiert am 29. Okt. 2024
MASSIVE ART Blog: Lassen sie das Fenster zu!

In regelmässigen Abständen schallt die Frage durch die Agentur: “Links im bestehenden oder neuen Fenster öffnen?“. Im Normalfall lautet dann die Antwort: „In einem neuen!“.

Damit muss Schluss sein!

Es gibt nur einen Grund, warum die meisten Designer und Entwickler von Websites immer noch auf das gute alte „target“ Tag zurückgreifen: Die Kunden verlangen es einfach trotz intensiver Beratung. Es wird auch in Zukunft schwierig sein, gegen diese Beratungsresistenz anzukämpfen. Nichtsdestotrotz habe ich die wichtigsten Argumente zusammen gestellt, damit wir gut ausgerüstet in den Kampf ziehen können!

1. Der Computer gehört dem Benutzer, nehmen sie ihm diesen nicht weg

Dies ist auch schon das Hauptargument aller Usability-Experten gegen das Öffnen neuer Fenster.

Der Benutzer hat viele Möglichkeiten einen Link in einem neuen Fenster oder einem neuen Tab zu öffnen. Nimmt er diese nicht wahr, will er es offensichtlich nicht. Wenn wir ihn jetzt also zwangsbeglücken, arbeiten wir aktiv gegen ihn.

Und auch das Argument, ungeübte Internetnutzer kennen diese Funktionen ganz einfach nicht, ist fehl am Platz. Denn genau diese User sind durch ein neues Fenster völlig überfordert und bemerken oft gar nicht, dass ein solches geöffnet wurde.

2. Wir „wursteln“ uns durchs Internet

Eine der berühmten Regeln von Steve Krug lautet: „Wir wursteln uns durch.“. Damit meint er, dass wir einen einmal gelernten Weg im Internet immer wieder gehen werden. Auch wenn es eigentlich einen kürzeren, effizienteren gäbe. 

Diese Verhaltensweise gilt natürlich auch für die Browser-History.

Wenn wir wissen, dass wir gerade eben noch auf einer anderen Seite waren, klicken wir instinktiv den „Zurück“ Button des Browsers. In einem neuen Fenster ist das natürlich unmöglich, weil die History dort wieder von Null anfängt.

3. Man sollte es dem User nicht schwer machen, zurück zu kehren

Neues Fenster, keine Browser-History mehr und keine Ahnung, wie die Seite hiess, auf der man den gerade geklickten Link gefunden hat. Viele Menschen denken nicht instinktiv daran, dass sie jetzt in ein anderes Fenster umsteigen sollen. So machen wir es dem Benutzer also wirklich schwer, zu uns zurück zu kehren. Wollen wir das? Sicher nicht.

4. Man kann Besucher nicht auf einer Website einsperren

Die meisten Unternehmen wünschen den „target“ Tag, weil sie glauben, sie können die Besucher auf ihrer eigenen Website länger halten. Die ist natürlich völliger Unsinn. Das Grundkonzept des Internets ist der Hypertext. Das heisst, wir können von einem Punkt aus zu vielen anderen springen. Kein Benutzer lässt sich auf einer Website einsperren. Wie lange wir bleiben, entscheiden wir selber.

5. Mehrere Fenster sind nicht mehr zeitgemäss

Guten Morgen, wir schreiben das Jahr 2011. Seit vielen Jahren unterstützen alle Browser das so genannte „Tabbed Browsing“. Das hat heute schon fast jeder gelernt und wird von vielen eingesetzt. Der „target“ Tag kann aber nur ein neues Fenster öffnen, keinen neuen Tab.

6. „target“ ist kein valides HTML-TagAttribut

Dieses Argument ist natürlich nur für die Geeks unter uns. Die, die‘s verstehen, sollen sich schämen, wenn sie es trotzdem noch einsetzen.

7. Jakob Nielsen hat es untersucht und findet es blöd

Er ist der Chuck Norris unter den Usability-Experten... aber auf eine gute Weise! Bereits 1999 haben seine Untersuchungen gezeigt, dass die Benutzer nicht durch „target“ bevormundet werden wollen: http://www.useit.com/alertbox/990530.html

Bernd Hepberger
Bernd Hepberger
CEO & Creative Director
Confessed geek, Co-founder massiveart.com, Co-founder sulu.io, Loves ✈️ ⌚️🍷🍗🎵📱🏃‍♂️🗻