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Webdesign. "Meine Arbeit ist unsichtbar - solange sie gut ist".

Mathias Mages Aktualisiert am 17. Aug. 2020
WEBDESIGN. "MEINE ARBEIT IST UNSICHTBAR - SOLANGE SIE GUT IST"

Wie viel Grafikdesigner steckt eigentlich noch im Webdesigner? Eine Frage, die sich einfach beantworten lässt: weniger und gleichzeitig viel mehr. Denn die Arbeit eines Webdesigners geht weit über das gestalten grafischer Elemente hinaus. Im World Wide Web werden keine fertigen Produkte geschaffen, sondern Tools: Interfaces, die Geschichte erzählen und den User wie selbstverständlich navigieren. Das Internet ist komplex. Und meine Arbeit bleibt unsichtbar - solange sie gut ist. 

Keine Seiten, sondern Templates.

Im Gegensatz zur Gestaltung von Druckwerken - z.B. Magazine, Broschüren oder Bücher - handelt es sich bei der Gestaltung von Websites nicht um einen abgeschlossenen Prozess, der mit dem Druck respektive Online-Going endet. Ja, noch nicht einmal die Größe und das Seitenverhältnis der einzelnen Seiten einer Website lassen sich definieren und damit abschließen. Von einem sehr schlanken Hochformat, wie es zum Beispiel bei mobilen Endgeräten (iPhone, iPad und Co.) der Fall ist, bis zu extremen Querformaten (Fernseher) ist alles möglich.

Warth-Schröcken responsives Webdesign
Warth-Schröcken responsives Webdesign

Typografie im Web - grundlegend anders.

Die typografische Vielfalt im Web ist zwar bereits deutlich größer geworden, die Gestaltung unterscheidet sich jedoch nach wie vor grundlegend. Gerade makrotypografisch und mikrotypografisch liegen hier immer noch Welten zwischen einem gedruckten Werk und einem digitalen Projekt. Unterschiedliche Bildschirmgrößen, Auflösungen und Browsertypen stellen den Webdesigner vor die unlösbare Frage: Wie kommt das Design überhaupt beim Benutzer an? Darauf eine Antwort zu finden ist unmöglich. Vorerst.

Der User designt mit.

Die Arbeit eines Webdesigners ist niemals abgeschlossen. Anders wie bei der Gestaltung von offline Werbematerialien übergibt man dem Kunden das Werkzeug um selbst weiterzugestalten. Es geht also vielmehr darum, Template-Systeme oder Raster zu schaffen - also Vorlagen - mit denen der Kunde arbeiten kann. Und das Design letztendlich mitbestimmt. Ein gutes Beispiel ist das Open Source CMS-System ZOOLU. Der Kunde bekommt eine individuell abgestimmte Struktur und füllt diese mit Content. Beeinflussen kann man den Output allein mit dem Werkzeug, das man zur Verfügung stellt.

Und in Zukunft wird dieses - nennen wir es einmal dynamisches Webdesign - noch komplexer werden. Dann werden nicht nur Kunden, sondern auch User ein Wörtchen mitzudesignen haben. Das Verhältnis ergibt sich konform des interaktiven Levels einer Seite.

One-Page Websites, oder: Interaktion gestalten.

Bei Parallax Scrolling oder One-Page Websites liegt für mich die größte Herausforderung in der Konzeption der Interaktion: Es gilt eine Story auszuarbeiten, die dem Benutzer die Vorzüge des jeweiligen Produkts - oder einer Dienstleistung - interaktiv erfahrbar macht.

boneco-one-page
boneco-one-page

Animationen sind damit besonders für One-Page Websites ein wichtiges Hilfsmittel um den User auf der Seite zu "halten" - und unterstützen beim Storytelling. Denn der User ist Klick-Verwöhnt und möchte beschäftigt, bzw. unterhalten werden. Doch müssen dies gewählten Elemente stets zur eigentlichen Geschichte passen. Entscheidend ist ein ansprechender Ablauf. Und natürlich das Design, das eine ebenso große Rolle spielt, wie die Interaktion selbst. Das eigentliche Ziel der Website sollte man jedoch nie aus den Augen verlieren. Schließlich handelt es sich bei dieser Art von Online-Auftritt meist um spezielle Promotion, die eine Aktion oder ein Produkt featuren. One-Pages ergänzen in der Regel die Corporate Site - oder werden ihr vorangestellt.

Mein Fazit.

"The tip of the iceberg" - eine englische Redewendung, die meine Arbeit sehr treffend beschreibt. Denn das, was der User am Ende zu sehen bekommt, ist nur ein Bruchteil dessen, was wirklich dahintersteckt. Mir persönlich gefällt eben dieser verborgene Teil des Webdesigns. Die Arbeit ist weit mehr als nur "schöne Bilder malen". Die schnelle technologische Entwicklung (Endgeräte, Browser und Co.) bietet fortlaufend neue Möglichkeiten - und damit auch Herausforderungen, an denen man wächst. Ein bunt gemischtes Team und eine gute Unternehmensgröße machen es außerdem möglich, anspruchsvolle Projekte umzusetzen. Dabei bleibt die Arbeit stehst abwechslungsreich: neues Projekt, neue Herausforderung - und nur selten das gleiche. Mein persönliches Fazit: Im Webdesign, da bleibe ich. 

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Bildquelle: http://me-magazine.info/2011/08/11/eisberge-gegen-durre-und-wassermangel/

Mathias Mages
Designer