Bernds Jahresrückblick 2023
Wie geht es Ihnen eigentlich so mit Jahresrückblicken?
Die können schon etwas ermüdend sein. Denn zeitlich lässt es sich leider nicht vermeiden, dass alle im selben Moment erscheinen. Und weil sich der überwiegende Anteil der Verfasser:innen im gleichen Raum-Zeit-Kontinuum bewegt, überlappen sich zwangsweise viele Themen deckungsgleich.
Es gibt gute und weniger gute Jahre für Rückblicke. Ich bin ehrlich: heuer habe ich nicht wirklich Lust darauf, das Erlebte nochmals zu sezieren. Was mussten wir in den letzten Monaten an Chaos in Politik, Wirtschaft und kriegerischen Auseinandersetzungen miterleben! Elon Musk, der (s)ein gesamtes soziales Netzwerk in den Abgrund stürzt, Terroristen, die per Moped und Leichtflugzeug auf Geiseljagd gehen, Inflationszahlen in Österreich, die eher an unsere Lieblingsurlaubsländer erinnern? Nein, danke, das haben wir alles schon zur Genüge gehört.
Daher machen wir heuer eine kleine Änderung. Wir schließen 2023 ab und wagen den Blick ins nächste Jahr. Als unverbesserlicher Optimist bin ich nämlich der Überzeugung, dass alles besser wird. Zumindest besteht eine realistische Chance von, sagen wir 50/50!
2024 wird ein Mega-Wahljahr, und jede Stimme wird zählen
Ich bin kein politischer Experte, aber als Unternehmer ist man sich bewusst, dass der eigene Erfolg direkt proportional von der politischen Stabilität der Umgebung abhängt. Und weil wir in einer vernetzten, globalen Welt leben, kratzt es uns sehr wohl, wenn in China ein Fahrrad umfällt. Zumindest, wenn’s das von Xi Jinping war.
Ob wir wollen oder nicht, in den nächsten 12 Monate werden wir den Kopf nicht in den Sand stecken können. Denn über 4 Milliarden Menschen werden in einem noch nie da gewesenen Rekordwahljahr weltweit zur Wahl aufgerufen. Bei solchen Dimensionen übersieht man aber gerne, dass oft nur kleine Wählerströme erheblichen Einfluss auf den endgültigen Ausgang haben. Es kann also wirklich jede einzelne Stimme zählen.
Das absolute Highlight werden wir mit den US-Wahlen im November erleben. Dort tritt aller Wahrscheinlichkeit ein 🤡 gegen einen Greis an und ersterer hat die mehr als realistische Chance, zum zweiten Mal auf 4 Jahre Schreckensherrschaft bestellt zu werden. Experten schätzen, dass gerade mal ein paar zehntausend Wähler in den Swing States das Sagen haben werden.
Soweit müssen wir aber gar nicht in die Ferne blicken. In unserem eigenen, kleinen Alpenparadies steht nämlich auch der Gang zur Wahlurne an. Die Umfragen führt seit Monaten eine Partei an, die nicht nur fremden-, sondern auch ausgesprochen wirtschaftsfeindlich ist. Sie zetert über den so dringend benötigten kontrollierten Zuzug von Fachkräften, will unseren Kindern archaisch veraltete Inhalte in der Schule vermitteln, den gesamten Staat in eine Festung ohne Durchlass verwandeln und so unserem Land strategisch und langfristig die Wettbewerbsfähigkeit entziehen.
Ich gebe generell ungern politische Ratschläge, aber das sollten wir uns wirklich nochmals genau überlegen. Denn, auch wenn uns die Corona-Schwurbler was anderes einreden wollen, wir leben tatsächlich in einer echten Demokratie und haben den Luxus, völlig frei über unsere Führung entscheiden zu dürfen. Nutzen wir diese Freiheit bitte weise!
2024 wird die Wirtschaft unsicher bleiben, weil wir uns zu stark von unseren Gefühlen leiten lassen
Aktuell ist meine Business-Bubble von extremer Angst geprägt. Kein Wunder, wenn wir uns die wirtschaftliche Achterbahnfahrt der letzten Monate vor Augen führen. Tatsächlich übersehen aber vor allem die bei uns so typischen Mittelständer die faktische Realität: so schlimm wie alle befürchtet haben, war es eigentlich gar nicht. Die so furchtbar angekündigte Rezession war sehr milde und die Ausblicke der Ökonomen sind jetzt zwar nicht gerade ein Grund, den Champagner-Bestand wieder aufzustocken. Aber insgesamt gehen die meisten Experten nächstes Jahr von einer kontinuierlichen Verbesserung aus.
Trotzdem werden schon jetzt die Budgets für 2024 spürbar gekürzt und nicht wenige lassen verlauten, große Investitionen vermeiden zu wollen. Diese so typisch europäische Wirtschaftsplanung – sparen auf Vermutung und Bauchgefühl – birgt leider die Gefahr, dass neue Chancen nicht oder nur zu langsam genutzt werden können. Natürlich macht es Sinn, riskante Baustellen einzudämmen und seine Geldreserven überlegter einzusetzen. Aber wer jetzt den unternehmerischen Igel macht und nur noch blind Kosten bekämpft, wird unweigerlich Traktion im Markt verlieren. Wir brauchen den unternehmerischen Mut, auch unbekannte Gewässer mit Selbstvertrauen zu befahren und die notwendige Flexibilität, mit einem immer dynamischer werdenden Umfeld umzugehen.
2024 bringt so richtig Speed in die Digitalisierung
Alle sprechen von der künstlichen Intelligenz. Aber bevor wir hier über diesen wichtigen digitalen Trend diskutieren können, müssen wir zuerst noch einen Gang hinunter schalten. Sie werden gleich verstehen, warum.
Dieses Beispiel zeigt hervorragend, wie viel Grundlagenarbeit in der Digitalisierung noch zu leisten ist. Falls Sie davon noch immer nicht überzeugt sind, habe ich eine andere Zahl, die einem das 🤯 Emoji in den Sinn kommen lässt: Wussten Sie eigentlich, dass gerade mal erst ein Drittel aller Unternehmen ihre kritische IT-Infrastruktur in die Cloud gebracht hat? Das ist eigentlich fahrlässig, wenn man bedenkt, wie stark die Schäden durch Cyberkriminalität in den letzten Jahren zugenommen haben und dass meist unsichere Server in der hauseigenen Informatik die Schwachstellen sind.
Laut einer Berechnung der Wirtschaftszeitung “The Economist” haben noch über 20 % aller westlichen Unternehmen 2023 keine eigene Website!
Wie sollen Firmen 2024 mit der unglaublichen Geschwindigkeit in den Entwicklungen rund um die KI mithalten, wenn die essenzielle Basis fehlt? Denn um vorauszusehen, dass nächstes Jahr unzählige neue KI-Lösungen aus dem Boden sprießen werden, braucht man weder eine Kristallkugel noch einen teuren Consultant von McKinsey.
Bezüglich der tatsächlichen Effektivität von KI muss man allerdings auch ein wenig auf dem Boden der Tatsachen bleiben. Echte KI-Killerapplikationen, die ganze Heerscharen von Menschen arbeitslos machen, sind bisher nicht auszumachen. So beeindruckend diese Technologie auch ist, aktuell nimmt sie in unserer unmittelbaren Arbeitsumgebung hauptsächlich die Arbeit von Praktikanten ab.
Anders ist das in der wissenschaftlichen Forschung, wo es schon heuer zu extremen Innovationsschüben gekommen ist. Das liest man zwar nicht in dicken Überschriften in der Boulevardpresse, dafür kommt es uns allen zugute. Und weil mit KI-Modellen generell sehr offen umgegangen wird – viele sind sogar Open-Source – sehe ich den KI-Trend trotz aller (auch berechtigten) Kritik positiv. Mittelfristig werden diese Technologien unsere Arbeitsumgebung radikal verändern. Wir alle können und müssen mitarbeiten, um sicherzustellen, dass diese Entwicklung für uns positiv verläuft.
Der Markt für Mitarbeiter wird auch 2024 noch weiter austrocknen
2023 war die Suche nach neuen Mitarbeitern ein beinahe ausnahmslos schmerzhaftes Erlebnis. Dass es allen in etwa gleich gegangen ist, war noch das einzige Positive daran. Doch obwohl nun immer öfter zu hören ist, dass Unternehmen konservativer in ihrer Personalpolitik werden – manche sollen sogar Stellenabbau betreiben – sprechen die Prognosen interessanterweise vom anhaltenden Fachkräftemangel.
Die Gründe sind komplex: Der Trend zur Teilzeit und geburtenschwache Jahrgänge, die jetzt ins arbeitsfähige Alter kommen, sind nur einige der Faktoren für die fortlaufende Personaldürre. Vor allem bei gut ausgebildeten Spezialisten mit digitalen Skills.
Apropos Skills: Da kommt mir ein erst kürzlich erschienener Artikel in den Sinn, der berichtet, wie beschränkt die digitalen Fähigkeiten der Generation Z sind. Auf einer Bewertungsskala von 100 Punkten, erreicht diese Bevölkerungsgruppe gerade mal die Hälfte. Tja, schnell auf dem Smartphone WhatsApp-Nachrichten tippen können und sich 2 Stunden täglich TikTok hineinziehen, machen halt noch kein IT-Genie.
Wir müssen uns also leider weiter darauf einstellen, dass die Suche nach neuen Talenten unsere erhöhte Aufmerksamkeit und viel Kreativität erfordern wird.
Und was wird 2024 bei MASSIVE ART los sein?
Jetzt habe ich viel über riesige Themen gesprochen, fokussieren wir zum Schluss daher noch ein wenig auf unsere kleine Agentur-Welt.
Ich habe mich zu Beginn schon als Optimist geoutet. Was mich generell positiv im Hinblick auf das nächste Jahr stimmt, sind unsere Kunden. Die sind nämlich zum überwiegenden Anteil in den wichtigsten Bereichen wirklich hervorragend aufgestellt.
Ich wage diese Analyse, weil wir als digitale Berater und Umsetzer sehr tief in Organisationen hineinsehen können. Der Großteil unserer Klienten hat die weiter oben genannten Basics ausgezeichnet im Griff. Für uns bedeutet das wiederum Projektaufträge, die kontinuierlich komplexer werden. Wo früher mit einem kleinen Online-Shop herumexperimentiert wurde, setzen wir heute umfassende Kundenportale um, die von individueller Preisfindung bis hin zur detaillierten Produktdokumentation kaum Wünsche offen lassen. Was vor einigen Jahren einzelne Marketingkampagnen waren, sind heute durchdachte Sales-Automation-Prozesse, die Neukunden über lange Customer-Journeys hinweg begleiten.
Das fordert die kontinuierliche Weiterentwicklung aller Fachbereiche, aber auch von der gesamten Organisation. Dank unserem ausgezeichneten Team glaube ich, dass uns das auch weiterhin gelingen wird. Und dieser Gedanke macht mich, in aller Bescheidenheit, sehr stolz.
Wir blicken also 2024, dem chinesischen Jahr des Drachen, mutig ins Gesicht und lassen uns von den zahlreichen Herausforderungen, die vor uns stehen, nicht den Spass an unserer Arbeit verderben. Denn, wenn’s einfach wäre, könnte es ja jeder 😉